Eselwanderungen in der Region, vor allem auf der Schwäbischen Alb, erfreuen Tierliebhaber von nah und fern. Melanie Hetz hat sich den Traum eigener Esel mit Peterchen und Paulchen erfüllt. Seit 2018 bietet sie Wanderungen an.

Ein Eselparadies auf der Schwäbischen Alb. Genau das war schon immer Melanie Hetz‘ Traum. Mit den beiden Grauen Peterchen und Paulchen hat sie ihn wahrgemacht .
Wer einmal mit ihnen unterwegs war, hat sich rettungslos in sie verliebt. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen – Peterle und Paulchen sind Esel. Vierbeinige. Und ganz im Gegensatz zu ihrem Ruf, sehr kluge Tiere. Melanie Hetz muss es wissen – seit 2013 gehören die beiden langohrigen Grauen zu ihrer Familie. Damals erfüllte sie sich mit der Anschaffung einen Herzenswunsch: „Ich wollte schon immer Esel haben. Aber so einfach ist das ja nicht“. Erst als ihr Mann nebenberuflich die Landwirtschaft seines Großvaters übernahm, öffnete sich für sie die Tür zum Esel-Glück. Seither wandert man gemeinsam über die Schwäbische Alb, genießt Ruhe und Landschaft und erlebt zusammen kleine Abenteuer. Denn Peterle und Paulchen sind zwar klug, aber manchmal doch ein wenig eigensinnig.
„Mit Recht“, meint ihre Besitzerin und erinnert sich an die Zeit, als die beiden zu ihr kamen. Gerade mal ein Jahr alt waren sie: „Sie kannten nichts, man musste sie an alles gewöhnen. Das war alles andere als einfach, die klugen Grauen sind nicht scharf auf Erziehung. Da legten Peterle und Paulchen schon mal einen Stopp ein, wenn ihnen etwas nicht geheuer war und sie sich einer potenziellen Gefahr ausgesetzt sahen. Am Anfang habe ich gedacht, sie seien stur. Aber sie sind nur sehr vorsichtig. Sie nehmen vieles wahr, was wir vielleicht noch gar nicht entdeckt haben. Inzwischen weiß ich sehr genau, wie sie ticken“.
Eselwanderungen in der Region
Das schätzen die Menschen, die sich in Hossingen, einem kleinen Stadtteil von Meßstetten, treffen und dann zusammen mit den Tieren zu einer Wanderung über die Schwäbische Alb starten. Melanie Hetz gründete 2018 die Firma AlbEsel und begann mit ihrem Mann Eselswanderungen zu anzubieten. Nicht im großen Stil – ganz familiär: „Es ist viel schöner im kleinen Rahmen und es läuft immer jemand von uns mit“. Bei einem entspannten gemeinsamen Ausflug von Mensch und Tier, steht zunächst das Kennenlernen im Mittelpunkt. Nach einer kurzen Einführung werden die Esel gestriegelt und, je nach Tour, der Packsattel angelegt.
Klar, dass auf den beiden Hauseseln nicht geritten werden darf – „das haben wir gar nicht erst angefangen“. Den Proviant für die Pausen tragen sie aber gerne. Diese werden genossen und sind selbst bei leichten Touren nötig: „Auf der Schwäbischen Alb sind nun mal einiwieder gestärkt und unbelastet durch eine Naturlandschaft mit vielen Wanderwegen, Hügeln und Tälern zu eindrucksvollen Aussichtspunkten und durch malerische Wald- und Wiesenlandschaften spazieren.



Esel besitzen, obwohl sie zu den Pferden zählen, einen ganz eigenen Charakter, hat Melanie Hetz gelernt. Was Peterle und Paulchen nicht mögen: Hektik. „Man kommt mit ihnen automatisch ein bisschen runter, das entschleunigt und macht sie so besonders“. Mit den meisten Menschen haben die Tiere gemein, dass sie nasse Kälte nicht mögen. Im Winter lieben sie die Wärme ihres Stalls, da „können sie immer rein und raus“. Für spaßige Aktivitäten sind sie allerdings das ganze Jahr über offen. Kleine Hindernis-Parcours zum Beispiel: „Da haben sie richtig Spaß dran“. Und dann das Schmusen: „Man darf sie in den Arm nehmen und knuddeln.“ Ein Veto legen sie nur bei Schmuseattacken auf ihre Ohren während des Wanderns ein. „Die brauchen sie zum Hören während des Gehens“, kennt Melanie Hetz die Eigenheiten ihrer sensiblen Vierbeiner.
Gesellige Tierchen
Esel gehören zu den ältesten Haustierrassen der Welt und werden, anders als das Fluchttiere Pferd, oft von Schäfern zum Schutz der Herde eingesetzt. Im Übrigen verspüren die Grauen eine starke Zuwendung zum Menschen. Mit Begeisterung hat Hetz einmal ein sechsjähriges Mädchen dabei beobachtet, wie sie die ganze Wanderstrecke mit Peterle lief, ihm vorsang, mit ihm redete und ihm Geschichten erzählte.
„Die Beiden waren kaum zu trennen – das hat ihm ungeheuer gut gefallen“. Besonders sensibel gehen die Tiere mit behinderten Begleitern um: „Sie merken sofort, dass sie hier noch vorsichtiger sein müssen“. Und sollte es mal lauter und fröhlicher werden, machen sie beispielsweise auch einen Jungesellinnen-Abschied zu einem Erlebnis.
„Was willst Du denn mit zwei Eseln?“ hat sie damals, im Jahr 2012, ihr Vater kritisch gefragt. Heute sei er genauso begeistert wie sie, dass neben den Kühen und Hühnern auch der graue Peterle und der braune Paulchen nun auf dem Hetz‘schen Hof ein Zuhause gefunden haben. Melanie Hetz sagt aus vollem Herzen und mit absoluter Überzeugung: „Es war auf jeden Fall die einzig richtige Entscheidung“.
Gabriele Meyer