Bienenhaltung im Garten: So gelingt es sicher

Bienenhaltung: Sein Leben lang haben den Grund- und Hauptschullehrer Dieter Seitz Honigbienen fasziniert. Als Pensionär erfüllte er sich seinen Traum vom naturnahen Hobby und löste gar einen Kriminalfall im Bienenmilieu.

Bis zu 50.000 Bienen können zu Hochzeiten gleichzeitig in einem Bienenvolk leben. Foto: AdobeStock/Аrtranq

Schwarz und gelb gestreift, fleißig, bis zu 30 Stundenkilometer schnell und 80 Gramm leicht – so liest sich der Steckbrief einer Honigbiene. Die Bekannteste aus ihrem Volk ist die Arbeiterin, die bei ihrem Besuch von unzähligen Blüten entweder nach Nektar oder nach Pollen sucht.

Die Leistung, die sie dabei an den Tag legt, beeindruckt den erfahrenen Imker Dieter Seitz zutiefst: für ein Glas Honig mit einem Gewicht von 500 Gramm erbringen die Sammlerinnen eine Flugleistung von bis zu 130.000 Kilometern – eine Reise, die entlang des Äquators mehr als drei Mal um die Erde herumführt. „Wenn man sich diese Leistung vor Augen führt, lernt man das Produkt Honig erst richtig zu schätzen“, sagt er deshalb.

Das gut eineinhalb Zentimeter lange Insekt, das zudem im Sommer lediglich 45 Tage lang lebt, begeistert ihn zudem durch die Harmonie, die es im Volk einhält. „Trotz großer Enge im Stock mit bis zu 50.000 Individuen gibt es keinen Streit und jede Arbeiterin weiß genau, was sie zu tun hat. Daraus kann man für das Leben der Gattung Mensch lernen“, sinniert Seitz.

Bienenhaltung im Ländle

Etwas Erhabenes hat für ihn zudem die Arbeit in der Natur. Der Imker wohnt inmitten der malerischen Stadt Schwäbisch Hall und betreut seine Völker auf einer gepachteten, nicht allzu weit von seinem Haus entfernten Wiese.

Dort trifft er viele Spaziergänger, die ihn an seinen Völkern arbeiten sehen und nutzt die Begegnungen gerne. „Das ist fast wie eine gläserne Imkerei.“ Gesprächsthemen sind nicht nur die aktuellen Arbeiten an den Bienen, sondern auch Probleme in der Imkerei, insbesondere die, die durch die industrielle Landwirtschaft verursacht werden, wie Seitz es benennt.

Lehrer Dieter Seitz aus Schwäbisch Hall liebt es Imker zu sein. Foto: privat

Durch die Arbeit mit seinen Bienen veränderte sich sein Blick auf Pestizide und Herbizide, die auf Äckern ausgebracht werden. Im selben Atemzug kritisiert er, welch katastrophalen Auswirkungen gebeiztes Saatgut im Jahr 2008 hatte, das zum Sterben von über 10.000 Bienenvölkern oder bis zu einer halben Milliarde Honigbienen führte.

Klimawandel einbeziehen

Zu seinem differenzierten Blick auf die Natur zählt auch die Beobachtung der Blühzeitpunkte der vergangenen 15 Jahre: „Ich stelle fest, dass wir mitten in einem Klimawandel stecken.“ Das macht Seitz am Mirabellenbaum in der Nachbarschaft aus, der nicht mehr Anfang April blüht, sondern seine Knospen in diesem Jahr bereits am 20. März öffnete. Zudem muss er mit seinen Völkern zu einem früheren Zeitpunkt in den Wald wandern, um den begehrten Waldhonig zu erhalten.

Man könnte behaupten er betreibe eine Massentierhaltung mit gutem Gewissen: Durch seine elf Völker betreut der Naturfreund rund 500.000 Bienen in einem guten Sommer. Diese produzieren im Jahr rund 300 Kilogramm Blüten- und Waldhonig.

Bienenhaltung
Seitz betreut rund 500.000 Bienen in einem guten Sommer. Foto: privat

Eine weitaus größere Menge war der Beweggrund für den Kriminalfall, den Dieter Seitz löste. Der Fund von insgesamt drei „total verwahrlosten“ und ungepflegten Bienenstandorten hat den erfahrenen Imker aufhorchen lassen.

Bienen-Kriminalfall

Der Kontakt zu einer bestohlenen Imkerin bestätigte seinen Verdacht und die eingeschaltete Polizei konnte durch einen Kontakt zum Landesverband Württembergischer Imker neun weitere Diebstähle im Umkreis von 50 Kilometern aufklären. „Er hat das Handwerk nicht beherrscht, dadurch viele Verluste gehabt und sich einfach immer wieder Nachschub geholt“, kommentiert Seitz.

Tragisch ist ein solcher Diebstahl gerade für Jungimker. Um diese kümmert sich Seitz seit acht Jahren, nimmt sie ein Jahr lang mit zu den Bienen und bringt ihnen die Behandlung gegen die gefürchtete Varroamilbe nahe, die ein Volk zum Tode verurteilen kann. Gegen die Milbe setzt Seitz mehrmals im Jahr natürliche Säuren ein und setzt zur Kirschblüte Baurahmen in die Völker ein, in denen die Arbeiterinnen Drohnenwaben anlegen.

Drohnen sind mit ihren etwa zwei Zentimetern Länge die männlichen Vertreter des Volkes und abgesehen von ihrer Aufgabe der Begattung einer Königin auf Hochzeitsflug hauptsächlich honigliebende Nutznießer eines Volkes. Aus diesem Grund werden die aus einem unbefruchteten Ei geschlüpften Bienen nach der Sommersonnenwende bei der sogenannten „Drohnenschlacht“ von den Arbeiterinnen unsanft vor die Tür gesetzt.

Winterbienen

Nun ist die Zeit der Vorbereitung auf den Winter gekommen: Die Einfütterung der Völker steht im Herbst an und die etwa zwei Zentimeter lange Königin legt immer weniger befruchtete Eier. Aus ihnen schlüpfen die „Winterbienen“ – die Arbeiterinnen, die den gesamten Winter über im Volk leben und im Frühjahr die ersten „Sommerbienen“ großziehen werden.

Bienenhaltung
Bienen suchen sich gerne einen hochgelegenen Ast, um von dort
aus nach einer neuen Bleibe zu suchen. Foto: AdobeStock/FPWing

So beginnen die Arbeiten des Imkers im neuen Jahr von vorne. Zu Jahresbeginn heißt das: Rahmen und Magazine ausbessern und bauen. Und sobald es wärmer wird, kann Dieter Seitz wieder ohne einen Imkerschleier an den Bienen arbeiten und dafür seine grundsolide Gelassenheit mitbringen. Denn: „Stress und Hektik würden sich unmittelbar auf die Bienen übertragen.“ Und nervös sind die Stachelträger viel eher bereit, ihre Wehrhaftigkeit unter Beweis zu stellen.

Tipps zur Bienenhaltung im Garten

  1. Mit den Nachbarn über die Bienen sprechen und ihnen die Angst nehmen, gestochen zu werden, da die Bienen nur ihrer Arbeit – Nektar und Pollen zu sammeln – nachgehen wollen.
  2. Einen Imkerkurs zu belegen ist empfehlenswert, damit man weiß, wie man die Bienen versorgen muss.
  3. Der ideale Standort für die Bienen hat vormittags Sonne, das Flugloch ist nach Südosten ausgerichtet und um die Mittagszeit steht das Magazin im Schatten unter einem Baum. Wer die Bienen in die Sonne stellt, gibt ihnen die Aufgabe für Kühlung zu sorgen.
  4. Das Ausflugloch sollte nicht direkt an der Grenze zum Nachbarn ausgerichtet sein. Ein natürliches Hindernis wie eine Hecke oder Sträucher veranlassen die Bienen dazu, schnell nach oben zu fliegen.
  5. Wer insektenfreundliche Blumen anpflanzt, die Nektar und Pollen spenden und eine Blumenwiese anstatt eines Rasens pflegt, kann die Insekten gut beobachten; je nach Tageszeit – wenn die Blüten „honigen“. Eine Forsythie blüht im Frühjahr zwar schön, bietet den Bienen allerdings keine Nahrung.
  6. Vor der Bienenbeute Steine auf den Boden legen, damit kein Gras vor dem Ausflugsloch wächst. Vorsichtig in der Nähe des Stockes Mähen ist möglich, die Bienen „stupsen“ den menschlichen Mäher auch an, um ihn mit Nachdruck darauf hinzuweisen, dass sie die Vibrationen des Rasenmähers als unangenehm empfinden. Wer jetzt aufhört, riskiert keine Stiche.

Arbeit des Imkers

Die Arbeiten eines Imkers beschränken sich nicht nur auf das Ausschleudern des Honigs aus den Waben. Im Winter nutzt dieser die Zeit, um Rahmen und Magazine zu reparieren und behält einen Blick auf ein freigeräumtes Flugloch. Die Bienen benötigen ausreichend Futter und die Varroamilbe muss über das Jahr im Auge behalten werden. Im Frühjahr muss der Honigraum aufgesetzt werden und im Sommer der Schwarmtrieb beobachtet werden. Nach dem Schleudern muss vor dem herannahenden Winter wieder aufgefüttert werden.

Der Schwarm

Wer plötzlich ein lautes Brummen hört und eine schwarze Wolke sieht, dem ist gerade ein Schwarm „abgegangen“. Derjenige, der einen Schwarm sieht und ihn markiert ist der glückliche neue Besitzer der Bienen. Das Einfangen ist ein besonderes Erlebnis, für das der Imker auch ungefragt fremde Grundstücke betreten darf. In der Regel bekommt ein Imker von den Schwarmbienen keinen Stich, denn diese haben ihre Honigmägen vor dem Auszug aus ihrem alten Zuhause mit Honig gefüllt.

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Ein Bienenvolk produziert im Jahr rund 30 Kilogramm Honig für den Imker. Foto: privat

Honigbienenarten

Von der Westlichen Honigbiene (Apis Mellifera) gibt es mehrere Unterarten. Für Imker besonders interessant sind Carnica, Buckfast und Italienische sowie die dunkle europäische Biene. Ungeachtet der Unterart verliert eine Honigbiene ihren Stachel und damit ihr Leben, wenn sie einen Menschen sticht. Deswegen ist sie in der Regel ein friedliebendes Geschöpf, das sich zum Wohl und zur Verteidigung ihres Volkes allerdings gerne opfert.

Bienenhaltung: Der Tanz der Bienen

Linksherum, rechtsherum und dabei kräftig mit dem Popo gewackelt – so ähnlich sieht der Tanz der Bienen aus, den die Arbeiterinnen in der völligen Dunkelheit des Bienenstocks aufführen. Er dient zur Kommunikation im Volk und zeigt Entfernung und Menge von einer neuen Futterquelle oder beim Schwärmen den Weg zur neuen Unterkunft.

Beatrix Drescher

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