Silke Schneider-Windt lebt ihren Traum vom Landleben – mit vielen Tieren und selbst angebautem Obst und Gemüse. Daneben hat sie eine Nähwerkstatt, in der schöne Dinge entstehen. Im Buch „Heimgemacht in der Winterzeit“ stellt sie ihre Handarbeiten vor.
Auf der Wiese hinterm Haus weiden die wetterfesten Galloway-Rinder, die Bunten Bentheimer Schweine grunzen zufrieden vor sich hin und die Hühner haben soeben die Erledigung ihres Tagewerks kundgetan.
Es ist eine Idylle, auch wenn der Wind rau über das flache Land fegt und die Bäume ihre Blätter verloren haben. Der große Garten gibt nur noch das her, was der Kälte trotzt, weil sich morgens ein glitzernder weißer Raureif über das Land gelegt und alles in eine verzauberte Winterlandschaft verwandelt hat.
Ein Buch voller kreativer Ideen
Drinnen ist es warm und gemütlich. Silke Schneider-Windt hat ein Händchen dafür, eine ganz besondere Atmosphäre mit schönen Dingen zu schaffen und in die traditionsreiche Vergangenheit eines alten, zum Bauernhaus umgebauten Stalls neue Akzente zu setzen.
Dass vieles dabei aus dem eigenen Atelier kommt, ist nicht zu übersehen – die studierte Bekleidungsingenieurin erfüllt es mit großer Zufriedenheit, „Dinge selbst herzustellen und mit meinen Händen zu erschaffen“.
Damit auch andere an ihren Ideen teilhaben können, hat sie diese aufgeschrieben. Herausgekommen ist ein Buch mit vielen kreativen Anleitungen, wunderschönen Fotos und Zeichnungen, die sich nicht nur dauerhaft ins Auge, sondern auch ins Herz schleichen.
Heimat in Nordfriesland
„Eine kleine Landwirtschaft mit großem Gemüsegarten.“ So beschreibt Silke Schneider-Windt das ländliche elterliche Refugium in Nordfriesland, in dem sie aufgewachsen und in das sie nach ihrer Zeit in der Großstadt vor einiger Zeit zurückgekehrt ist: „Mir fehlte im Job ein bisschen die Kreativität.“
Ehemann und zwei Töchter sind an ihrer Seite, der Vater wohnt nach dem Tod der Mutter nebenan in einem separaten Gebäudeteil – drei Generationen unter einem Dach. „Das funktioniert, schon morgens bringen die Mädels, wenn sie in die Schule gehen, die Zeitung bei ihm vorbei“, sagt sie. „Wir können da so viele positive Aspekte entdecken.“
Bevor es soweit war, stand viel Arbeit an: Der alte, leerstehende Schweinestall und die Scheune wurden umgebaut. Nach und nach sei das gewachsen, erinnert sie sich. Wie alles wuchs und welche kreativen Ideen unter ihren Händen Gestalt annahmen, das postete sie damals auf Instagram.
Es dauert nicht lange, bis ein Verlag auf sie aufmerksam wurde: „Sie fanden schön, was ich machte.“ Schließlich ging alles ganz schnell. Stoffe und Stickereien für ihre Arbeiten wurden ihr zur Verfügung gestellt: „Mein Schwerpunkt ist das Nähen und Fotografieren.“
„Ich möchte das Bewusstsein für den Wert der Handarbeit schaffen“
Überhaupt liebt sie das Gestalten, ob mit Stoffen oder auch in der Küche, in der das meiste aus der eigenen Landwirtschaft kommt: „Wir sind ein Stück weit Selbstversorger, da wird man automatisch zur Köchin.“ Auch hier ist sie kreativ und backt gerne. Rezepte für winterlich Süßes gibt es auch in ihrem Buch. Und sie hat auch eine Botschaft: „Ich möchte das Bewusstsein für den Wert der Handarbeit schaffen und Fähigkeiten vermitteln, etwas von Hand Angefertigtes entstehen zu lassen.“
Die wunderschöne Winterwelt entdeckte Silke Schneider-Windt nicht alleine. Das Mutter-Tochter-Gespann Daniela und Sophia Drescher kreierte und zeichnete Motive, die den Traum vom Landleben zum Funkeln bringen. „Als ich die wunderschönen Illustrationen das erste Mal sah, war ich ganz verzaubert von ihren Motiven, die sich ja auch auf den Stoffen und Stickereien finden – alles angelehnt an den Hof und das Leben hier. Es hat viel Freude gemacht, daraus Nähprojekte, Schnitte und Gestaltungen zu entwerfen, die zu mir und unserem Landleben passen.”
Eine eigene Nähwerkstatt und ein Gemüsegarten
Und dann war da noch die Freundin Christel Meyer, die das Kreativangebot des Buches mit ihren schönen Strick- und Häkelarbeiten abrundet. In diesem Zusammenspiel ist Silke Schneider-Windt mit ihrer Kamera in der Kulisse des eigenen Hauses und der umgebenden Landschaft mit atmosphärisch dichten Fotos unterwegs. Manchmal sind die kleinen Töchter dabei.
Fotografisch Einzug gehalten in das Buch hat noch jemand anderes: Lotta, das kleine Eselmädchen, das geboren wurde, als das Buch gerade entstand. Außer Lotta und den Galloways leben auf dem Hof auch Hühner, Gänse, Pferde, Esel, Katzen, zwei Hunde und natürlich die Bentheimer Bunten Schweine, deren Art heute vom Aussterben bedroht ist.
Ist das zusammen mit dem großen Gemüsegarten nicht ein bisschen viel Arbeit – neben der praktischen Umsetzung der kreativen Ideen in der eigenen Nähwerkstatt auf dem Hof ? Silke Schneider-Windt ist ein fröhlicher, optimistischer Mensch, der gerne anpackt, das merkt man: „Wir kümmern uns gemeinsam um die Tiere und haben alles so angelegt, dass es gut zu handeln ist. Das ist überschaubar.“ Und dann fügt sie hinzu: „Natürlich zu leben und selbst für das zu sorgen, was wir täglich brauchen, ist unser Bestreben. Es prägt unseren Alltag und schließt den ökologischen und sozialen Nachhaltigkeitsgedanken ein.“
„heimgemacht“ als geflügeltes Wort
Hausgemacht – das kennt man ja, aber „heimgemacht?“ Urheber ist laut Silke Schneider-Windt der norwegische Inhaber eines kleinen Hotels in Schleswig-Holstein, wo sie vor Jahren Urlaub machten. „Er hatte so einen hübschen Akzent und veränderte mitunter die Wörter. Die kulinarischen Kreationen seiner Gattin pries er voller Begeisterung immer als heimgemacht an.“
Das kam gut an bei den Schneider-Windts: Seither ist „heimgemacht“ in der Familie ein geflügeltes Wort, und auch der Blog hat diesen Namen bekommen. „Außerdem drückt diese Wortschöpfung eine wohlige Behaglichkeit aus, die ich allzu gern mit meinem Zuhause und meiner Tätigkeit hier verbinde.“
Gabriele Meyer

