Upcycling-Tipps für Zuhause

Upcycling: Aus Alt mach neu – das ist das Motto von Kreativprofi Tini Trefz. Aus alten Feuerwehrschläuchen werden bei ihr schon mal Taschen. Uns zeigt sie, wie man den Mega-Trend einfach daheim nachmachen kann.

Upcyling-Tipps für Zuhause
Christine „Tini“ Trefz ist professionelle Upcyclerin. Sie schenkt alten Dingen ein neues Leben – reanimiert sie sozusagen. Fotos: Fabienne Acker

Nähen war schon immer ihre Leidenschaft. Bereits als Jugendliche schneiderte sich Trefz ihre Kleidung selbst – damals noch mit gekauften Stoffen. Später kamen dann Puppen dazu, die sie auf den hiesigen Weihnachtsmärkten verkaufte. Irgendwann merkte die Fleinerin, wie teuer das geworden war. „Ich dachte mir: Mensch, du hast so viele Blusen, die du nicht mehr anziehst – verwende doch einfach die.“ Tini liegt die Umwelt sehr am Herzen. Sie ist sich sicher, bei der Menge an Kleidung, die momentan im Umlauf ist, bräuchten wir gar nichts Neues mehr zu produzieren.

Tipps für das Upcycling zuhause

Das heißt, würde jeder upcyceln. Heute, mit ihrem eigenen Geschäft in Heilbronn und online auf der Plattform „Etsy“, muss sie sich nicht mehr um Materialien für ihre Projekte sorgen. „Die Leute rufen mich an und fragen, ob ich etwas gebrauchen könnte, oder sie kommen direkt vorbei“, erklärt Trefz. So werden aus alten Feuerwehrschläuchen, Landkarten, Schlauchbooten, BUGA- und Experimenta-Plakaten mit viel Kreativität Taschen, Federmäppchen oder Übertöpfe. Doch Upcycling ist für jedermann. Wie Sie Ihr eigenes Projekt starten können? Tini Trefz hat ein paar Tipps:

Upcycling-Tipps für Zuhause
Tini Trefz an ihrer Industrie-Nähmaschine. Damit kann sie auch dickere Stoffe wie Feuerwehrschlauch verarbeiten.

Tinis Tipps

Tipp #1 Startklar machen

An Zubehör braucht es nicht viel: Nadel und Faden – für Fortgeschrittene eine Nähmaschine – Schere und Cutter, Heißklebepistole, Lochzange und für wirkliche Handwerker-Profis: ein Akkubohrer mit Holzaufsätzen. Ansonsten kaufe ich, wenn nötig, Gurtbänder für Taschen, Druckknöpfe, Ösen oder Reißverschlüsse – das könnten Sie aber auch schon zu Hause haben.

Tipp #2 Alles ist möglich

Geht nicht gibt‘s nicht beim Upcycling. Aus jedem Material lässt sich etwas Neues schaffen. Egal ob alte Fahrradschläuche, gebrauchte Tischdecken und Kleidung oder ein ausgedientes Ölfass – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Allerdings können größere Projekte auch speziellere Geräte bedeuten und einen höheren Schwierigkeitsgrad. Für schwierigere Materialien wie einem dicken Feuerwehrschlauch benutze ich beispielsweise meine industrielle Nähmaschine.

Tipp #3 Persönliche Note

Sehr schön ist es immer, wenn Neues aus etwas entsteht, das vorher einen persönlichen Wert für den Besitzer hatte. Ich habe beispielsweise schon alte Lederjacken von verstorbenen Familienmitgliedern zu einer Tasche umfunktioniert. Ein Mitbringsel aus dem Urlaub, wie ein Reissack, wird mit ein paar Nadelstichen zu einem Wäschebeutel. Das Erinnerungsstück lebt weiter und liegt nicht im Schrank herum.

Tipp #4 Knoten statt Fädeln

Ein beliebtes Stück ist die Einkaufstasche aus einem alten T-Shirt. Das funktioniert sogar ohne Nadel und Faden. Einfach die Ärmel abtrennen und ein Stück des Stoffes am Rücken entlang des Ausschnittes entfernen. Danach unten den Saum einschneiden, sodass man die Enden zuknoten kann. Schon kann der Einkaufstrip beginnen. Wer mag, kann den Saum natürlich auch zunähen.

Tipp #5 Klassiker Jeans

Denim ist ein toller Stoff – und so vielseitig. Da er robuster ist eignet er sich für Taschen, Kulturbeutel, Kissenbezüge oder auch Topflappen. Besonders toll: Näht man Jeansstoff mit verschiedenen Waschungen zusammen, kreiert man den Trend Patchwork ganz einfach zu Hause.

Tipp #6 Ein zweifaches Prosit

Aus Weinflaschen lassen sich – mit etwas Übung – Trinkgläser herstellen. Einfach ein Garn um den Flaschenhals herumwickeln, in Spiritus tränken, kurz abbrennen (bitte im Freien machen) und ganz schnell in einen Eimer kaltes Wasser geben. Durch den Kälteschock löst sich der Flaschenhals und man kann die Kanten mit Schleifpapier glätten. Geübte Bastler trennen mit einem Glasschneider die obere Flaschenhälfte ab und schleifen die scharfen Kanten unter Wasser.

Tipp #7 Wandelbarer Tetrapack

Mit Tetrapack kann man sehr viel machen. Trennt man oben ein wenig von ihm ab, schon wird eine wunderbare Anzuchtschale für Pflanzen daraus. Mit ein paar gezielten Schnitten und ein bisschen Farbe lässt sich auch eine Futterstation für Vögel basteln. Sogar als Spielzeug für die Kleinsten ist ein Tetrapack super geeignet: ein paar Fenster, Schraubverschlüsse als Räder und schon kann das Auto losfahren.

Tipp #8 Ab ins Beet

Alte Konservendosen eigenen sich hervorragend als Übertopf. Einfach nur das alte Etikett entfernen, die Außenseite bemalen oder anderweitig verzieren – fertig.

Tipp #9 Dekorier’s dir schön

Zurück zum Trend der 70er-Jahre: Sie haben eine schöne Flasche, die aber inzwischen leer ist? In die Öffnung eine Kerze rein und schon haben Sie stimmungsvolle Beleuchtung am Tisch. Alte Weckgläser eignen sich ebenfalls sehr gut als Teelichtgefäß – ein alter Spitzenvorhang hübscht das Glas zusätzlich auf. Wurzeln aus dem Garten machen als Tischschmuck Eindruck: Einfach ein paar Löcher ins Wurzelwerk bohren, Reagenzgläser reinstecken und mit getrockneten Blumen verzieren.

Tipp #10 Forever-Geschenkpapier

Das ist besonders unter meinen Nichten beliebt. Damit man Müll durch Geschenkpapier vermeidet, kann man sich einen Beutel aus einem schönen Stoff, beispielsweise einer alten Bluse, nähen, sein Geschenk darin verstauen und den Beutel beim nächsten Anlass wiederverwenden.

Tipp #11 Wärmespeicherer

Es ist kalt und es zieht an den Ohren. Da habe ich DIE Lösung: Einfach den Kopfumfang ausmessen, den Saum oder die Ärmel eines ausgedienten Wollpullovers abschneiden und falls nötig ein paar Stiche setzen. Schon hat man ein wärmendes Stirnband. Abgetrennte Pullover-Ärmel funktionieren übrigens auch sehr gut als Stulpen.

Tipp #12 Holzklotz-Allrounder

Alte Kinder-Bauklötze haben eine Menge drauf. Entweder als Salzstreuer: Unten ein Loch für das Salz bohren, dann noch drei für die Öffnung und als Verschluss einen Korken verwenden. Oder als Kerzenhalter: Ebenfalls ein Loch bohren, Kerze reinstecken – fertig. Ist einem das zu schlicht, könnte man auch verschiedene Bauklötze übereinander zu stapeln und mit Klebstoff befestigen. Mit geometrischen Formen zu experimentieren ist ebenfalls eine schöne Alternative.

Tipp #13 Schöne Grüße

Aus Magazinen oder alten Büchern schneide ich mir Motive aus, die mir gefallen, klebe oder nähe sie auf ein Stück dickere Pappe und nehme sie als Gruß- oder Glückwunschkarten.

Spezial-Tipp: Zero Waste

Diese Methode hat das Ziel im Alltag möglichst wenig Abfall zu produzieren und Ressourcen zu schonen. Dabei wird versucht alles erneut zu verwenden. So kann man beispielsweise Wachstischtücher zusammenschneiden und sie statt Klarsichtfolie benutzen. Alte Handtücher dienen als Abschminkpads und sind nach der Wäsche wie neu. Eine ausgediente Bettwäsche kann mit dem richtigen Schnittmuster zu brandneuen Boxershorts werden.

Spezial-Tipp: Maker Space

Manche Projekte erfordern Werkzeuge, die man danach eventuell nie wieder benutzt. Um auch in diesem Fall nicht auf Ihre Do-it-yourself-Erfahrung verzichten zu müssen, besuchen Sie doch mal die Maker Space in der Experimenta Heilbronn. In den Werkstätten finden Sie genau das richtige Werkzeug, egal ob 3D-Drucker, Nähmaschine oder Kreissäge.

Die Dreifaltigkeit des Cyclings

Upcycling

Ausgediente Stoffe und Materialien bekommen ein neues Leben. Mit wenig Energie werden Abfallprodukte zu etwas Anderem, Hochwertigerem transformiert.

Recycling

Der industrielle Prozess bereitet Rohstoffe eines bestimmten Produktes wieder auf. Das geht allerdings mit einem relativ hohen Energieverbrauch einher. Das bekannteste Beispiel ist vermutlich die Wiederverwertung von PET-Flaschen.

Downcycling

Auch hier ist der Kern des Verfahrens die Wiederverarbeitung von Materialien. Allerdings bleibt die Qualität des Ursprungsprodukts nicht erhalten – es findet eine Abwertung statt. Ein Beispiel ist alte Kleidung, die zu einem Putzlappen umfunktioniert wird.

Fabienne Acker

Das könnte Sie auch interessieren: